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«Von 5000 auf 150 000 Transaktionen pro Tag»

Die Open-Banking-Strategie der Hypothekarbank Lenzburg hat das Datenvolumen im Bankgeschäft stark erhöht. Die neue Datacenter-Lösung setzt neue Standards.

14. Februar 2024

«Von 5000 auf 150'000 Transaktionen pro Tag», Daniel Monras, Co-Leiter Finstar AG, und Marco Stadler, Geschäftsleitungsmitglied Green Datacenter AG.

«Wir brauchen heute hochverfügbare Systeme mit besseren Ausfallsicherheiten.» Finstar-Co-Leiter Daniel Monras mit Marco Stadler, Geschäftsleitungsmitglied der Green Datacenter AG.

Mit seiner Architektur aus Glas und Metall wirkt das Green Datacenter wie ein futuristisches Fort Knox der helvetischen IT-Industrie. Statt Gold werden hier Daten gelagert. Der grösste Teil des Gebäudes ist dabei nicht sichtbar. Er befindet sich unter der Erde. Insgesamt vier Stockwerke geht es runter.

Alles erdbebensicher, wie Marco Stadler, Geschäftsleitungsmitglied der Green Datacenter AG, versichert. Wir befinden uns auf der Fahrt im Lift nach unten. Im Untergeschoss angekommen, öffnen sich die Lifttüren – man betritt die Welt der Rechenpower. Das endlose Surren der Server schafft eine vibrierende Klangkulisse.

Hier befindet sich seit Herbst 2023 eines der beiden Rechenzentren der Hypothekarbank Lenzburg, die für den Betrieb der Open-Banking-Plattform Finstar benötigt werden. Die Geräte mit den Bankdaten sind nach wie vor im Besitz der Bank und werden von den Finstar-Mitarbeitenden betrieben. Green stellt das Gebäude und die Infrastruktur zur Verfügung. Colocation mit Cage-Lösung heisst es im Fachjargon.

Daniel Monras CEO Finstar AG

«Wir wollen allen unseren Kunden eine hohe Verfügbarkeit des Finstar-Systems garantieren.»

Daniel Monras, CEO Finstar AG

Als kritische Infrastruktur klassifiziert

«Selber können Firmen heute ein Datacenter kaum mehr effizient betreiben», sagt Stadler. Green sorgt in dem Gebäude mit Glasfasertechnologie, komplexen Sicherheitsmechanismen auf Stufe Zutritt, physische Sicherheit, Datenverarbeitung und Konnektivität, mit Notstromaggregaten und mit der Klassifizierung als kritische Infrastruktur des Bundes für die Voraussetzung, damit IT-Systeme zuverlässig betrieben werden können. Immer wieder fallen die Stichworte «Hochverfügbarkeit» und «redundanter Betrieb».

«Wir betreiben zwei Rechenzentren für Finstar, eines in eigenen Räumlichkeiten, eines bei Green», sagt Michael Schwab. Er leitet bei Finstar den Bereich Professional Services. Es sei aber nicht so, dass eine der beiden Einheiten einfach als Backup dienen würde. «Die beiden Rechenzentren teilen im Normalbetrieb den Job der Datenverarbeitung», so Schwab.

Im Notfall sei aber auch jedes Datacenter für sich allein in der Lage, die gesamte Last zu stemmen. «Ist eine Einheit im Normalbetrieb stark ausgelastet, werden automatisch die Kapazitäten der anderen Einheit angezapft. So kann stets ein stabiler Betrieb gewährleistet werden», sagt Schwab weiter. Dass die beiden Datenzentren mehrere Dutzend Kilometer voneinander entfernt sind, spielt kaum eine Rolle. Die Datenübertragung zwischen den Standorten findet in wenigen Millisekunden statt.

Neues Finstar-Datacenter

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«Höhere Standards für die Datenverarbeitung»

Im Video erhalten Sie Eindrücke vom Umzug des Rechenzentrums.

Bessere Ausfallsicherheiten

Das oberste Ziel der neuen Rechenzentrumsarchitektur ist klar: «Wir wollen allen unseren Kunden eine hohe Verfügbarkeit des Finstar-Systems garantieren», sagt Daniel Monras. Er ist CEO der Finstar AG, die 2023 von der Hypothekarbank Lenzburg als eigenständige Gesellschaft abgespalten wurde (siehe Box).

Das Datenvolumen im Finstar-System hat sich in den letzten Jahren massiv erhöht. Nicht zuletzt wegen des Erfolgs der Open-Banking-Strategie der Finstar-Muttergesellschaft Hypothekarbank Lenzburg. Die Bank kooperiert mit zahlreichen Fintech-Gesellschaften, welche die Banktransaktionen ihrer Kundschaft über das Finstar-System abwickeln. Allein der Smartphone-Kontoanbieter Neon hat mehr als 170 000 Kundinnen und Kunden – ein Vielfaches der bankeigenen Kundschaft.

«Wir kommen von 5000 Transaktionen pro Tag auf heute 150 000 Transaktionen täglich», sagt Monras. Eine neue Lösung musste her. «Wir brauchen heute hochverfügbare Systeme mit besseren Ausfallsicherheiten», so der Finstar-Chef. Das Rechenzentrum in der Geschäftsstelle der «Hypi» Lenzburg in Wildegg, wo sich die Server bis zum Umzug nach Zürich befanden, habe den Anforderungen nicht mehr genügt. «Die neue Lösung mit Green macht unser System viel stabiler. Davon profitieren unsere Kunden wie auch die Kunden unserer Kunden», sagt Monras, während im Hintergrund die Server weitersurren.

Finstar 1X1

Neue Aktiengesellschaft

2023 wurde die Finstar AG gegründet. Sie entwickelt und vertreibt die Bankingsoftware Finstar. Die «Hypi» Lenzburg hält 100 Prozent der Finstar-Aktien und betreibt mit Finstar im Bereich Banking-as-a-Service weiterhin gemeinsame Projekte.

(Dieser Text wurde zuerst im Geschäftsbericht 2023 der Hypothekarbank Lenzburg veröffentlicht.)

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