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«Die halbe Schweiz mit Banking-Produkten ausstatten»

BaaS ist ein Kürzel, das man sich merken muss. Es steht für Banking-as-a-Service. Die neue Marke HBL Solutions unterstreicht die Bedeutung dieses Geschäftsbereichs. «Wir können die halbe Schweiz mit Banking-Produkten ausstatten», sagt HBL-Solutions-Chefin Manuela Spillmann.

14. Februar 2024

«Die Grenzen sind nicht geografischer oder technologischer Natur, sondern werden von Ressourcen, Talents, Compliance und Governance gesetzt», sagt HBL-Solutions-Chefin Manuela Spillmann.

«Die Grenzen sind nicht geografischer oder technologischer Natur, sondern werden von Ressourcen, Talents, Compliance und Governance gesetzt», sagt HBL-Solutions-Chefin Manuela Spillmann.

«Nein, das habe ich mir wirklich nicht vorgestellt», sagt Marc van Nuffel und lacht. Der Mittvierziger ist CEO der Zinsli Finance AG und Chef der Informatikgesellschaft Du Da AG. Ursprünglich hatte er eine Lehre als Zimmermann gemacht, wurde aber schnell vom aufstrebenden Internet-Business in den Bann gezogen. Er heuerte bei Futurecom an, dem New-Economy-Joint-Venture der Schweizer Werbeagenturen Wunderman Cato Thompson und Advico, Young & Rubicam. Nach dem Gewinn des ersten Cyber Lions in Cannes, etwas Arbeit in New York und dem Platzen der New-Economy-Blase gründete van Nuffel zu Beginn des neuen Millenniums dann das eigene Softwareunternehmen. In diesem Setup hat van Nuffel diverse erfolgreiche IT-Projekte wie das Newsportal Watson oder den CSS-Coin auf Blockchainbasis für die CSS-Krankenkasse mitverantwortet oder entwickelt.

Marc Van Nuffel CEO Zinsli

«Mit Embedded Finance haben wir neue Möglichkeiten, Finanzprodukte dort einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht werden.»

Marc van Nuffel, Zinsli-CEO

Am Anfang stand eine Blockchain-Idee

Und jetzt also Banking? «Vor zwanzig Jahren hätte ich das nie gedacht. Aber mit Embedded Finance haben wir als Software-Entwickler neue Möglichkeiten, Finanzprodukte dort einzusetzen, wo sie im Prozess unmittelbar und integriert gebraucht werden», so van Nuffel im Video. Seine Zinsli-Plattform wollte er ursprünglich auf Basis eines Staking-Verfahrens der Blockchain-Technologie bauen. Heute lacht er auch über diese Idee. «Wir haben rasch eingesehen, dass wir dieses Geschäftsmodell nur den wenigsten Leuten hätten verständlich erklären können und sind auf ein modernes Software-as-a-Service-Modell umgeschwenkt.»

Nun steht Zinsli kurz vor dem Take-off: Grössere Immobilienbewirtschafter wollen Zinsli einsetzen und in ihre Branchensoftware integrieren. Das Ziel von Zinsli ist es, einen unabhängigen Marktplatz für Mietkautionen mit umfassenden Angeboten zu bieten, die vom klassischen Sperrkonto über Bürgschaften bis hin zu Lösungen mit Finanzmarktanlagen und Kryptowährungen reicht. Die Lösung bediene einen Nischenmarkt und sei ein erstes «Vertical» im Embedded-Finance-Bereich, so van Nuffel. «Für Banken sind Mietkautionen bisher ein wenig rentables Geschäft, da die Prozesskosten zu hoch sind. Es lohnt sich nur, wenn alles von A bis Z durchdigitalisiert wird», sagt van Nuffel.

Die Hypothekarbank Lenzburg sei die einzige Schweizer Bank, die die dazu nötigen digitalen Prozesse im Griff habe. Besonders hervorzuheben sei das komplett digitale Onboarding für Privatkunden. Wenn jetzt auch noch die letzten regulatorischen Hürden genommen werden können, öffne sich der Weg für echte Innovation. «Mieterinnen und Mieter werden erstmals ihre Kautionsgelder in Wertschriften, Edelmetallen, oder Kryptowährungen anlegen oder eine Mietkautionsversicherung abschliessen können, alles via Handy und innert weniger Minuten», so der Zinsli-CEO. Das Wertschriftendepot und die Anlagen liegen dabei bei der Hypothekarbank Lenzburg. «Die Plattform steht aber auch anderen Banken oder Anbietern von Mietkautionsprodukten offen», so van Nuffel.

Marc Schuster CEO Evorest

«Wir setzten auf ETF-Lösungen, die auch in einer nachhaltigen Variante zur Verfügung stehen werden.»

Marc Schuster, CEO Evorest

Auch nachhaltige Anlagen im Angebot

Ein anderer Anbieter ist das Zürcher Fintech-Start-up Evorest, das seinen aktuellen Sitz in den ehemaligen Räumlichkeiten einer alteingesessenen Zürcher Privatbank, unweit der Zinsli-Büros hat. Das fünfstöckige Gebäude steht vor der Renovation und ist heute eine Herberge verschiedener Jungunternehmen. Evorest will ebenfalls den Markt für Mietkautionen mit einer Wertschriftenlösung neu aufrollen. Evorest-CEO Marc Schuster schätzt die Grösse des Schweizer Mietkautionsmarkts auf insgesamt rund 15 Milliarden Franken. Auch hier müssen letzte bankinterne Compliance-Anforderungen bereinigt werden, bevor die Evorest-App 2024 in den operativen Betrieb gehen kann. «Wir setzten auf international diversifizierte ETF-Lösungen, die auch in einer nachhaltigen Variante gemäss ESG-Prinzipien zur Verfügung stehen werden», sagt Schuster.

Banking-Partnerin von Zinsli und Evorest ist die Hypothekarbank Lenzburg mit HBL Solutions, dem neuen Bereich für Banking-as-a-Service oder Embedded Finance (siehe dazu Textbox). «Die Vision ist es, marktfähige Produkte für Drittunternehmen anzubieten und damit innovative Open-Finance-Lösungen zu ermöglichen», sagt Manuela Spillmann, die HBL Solutions leitet. Neben ihrer langjährigen Erfahrung im klassischen Bankgeschäft ist sie zertifizierte Scrum-Masterin und hat damit den richtigen Rucksack für die Mischung aus bankfachlicher Präzisionsarbeit und agilem Innovationsmanagement. «So kann ich als Übersetzerin an der Schnittstelle von innovativen Partnerprojekten und dem klassischen Banking agieren», sagt Spillmann.

«In der Schweiz fängt Open-Finance erst so richtig an»

Im Video sagt Manuela Spillmann, welches ihre Ziele mit HBL Solutions sind.

Marc van Nuffel und Manu Spillmann im Gespräch über Lösungen mit Embedded Finance

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Prozesse digitalisieren und automatisieren

Das Haushaltskonto Coop Finance+ war die Feuertaufe und das Gesellenstück von HBL Solutions. Der Detailhandelsgigant Coop hat 2023 das erste wirklich grosse Embedded-Finance-Projekt in der Schweiz realisiert und setzt dabei beim Konto mit Karte auf die Expertise der Hypothekarbank Lenzburg. Das Angebot von Bankprodukten für Nichtbanken wie Coop stelle ein grosses Potenzial dar.

Bankkonti und Bezahlkarten für Unternehmen werde in Zukunft zum Standard. «Die halbe Schweiz mit Banking-Produkten ausstatten? Ich hoffe es ganz fest. Die Grenzen sind nicht geografischer oder technologischer Natur, sondern werden von Ressourcen, Talents, Compliance und Governance gesetzt. Wir müssen weiter digitalisieren und automatisieren, damit unsere Partner nur noch die Schnittstelle einbinden müssen und innerhalb von wenigen Wochen live gehen können», so Spillmann.

HBL Solutions 1X1

Eine Marke fürs BaaS-Geschäft

Die Hypothekarbank Lenzburg richtet ihr Geschäft stärker auf Banking-as-a-Service (BaaS) aus. Die Vertriebs- und Managementaktivitäten in diesem Bereich werden unter der Marke HBL Solutions neu gebündelt.

(Dieser Text wurde zuerst im Geschäftsbericht 2023 der Hypothekarbank Lenzburg veröffentlicht.)

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