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Altersvorsorge: «Für jedes Zinsszenario die richtige Lösung»

Die Hypothekarbank Lenzburg hat die Aare-Strategien «Selektiv» lanciert. «Damit haben wir im Bereich Säule 3a und Freizügigkeitsgelder für jedes Zinsszenario das richtige Produkt», sagt Franz Feller, Leiter Vorsorge und Finanzplanung, im Interview.

22. März 2023

Bei der Liberty-Vorsorgestiftung kann man online ein Konto für die Aare-Strategien eröffnen und die Portfolioentwicklung online abfragen. (Bild: Foto von Priscilla Du Preez/Unsplash)

Bei der Liberty-Vorsorgestiftung kann man online ein Konto für die Aare-Strategien eröffnen und die Portfolioentwicklung online abfragen. (Bild: Priscilla Du Preez/Unsplash)

Frage: Sie haben im vergangenen Jahr die Aare-Strategie «Selektiv» lanciert. Was war die Idee dahinter?

Franz Feller: Wir befanden uns seit längerer Zeit in einer historisch einmaligen Tiefzinsphase. Liquide Mittel warfen in dieser Zeit keine Rendite ab. Gerade für Produkten im Vorsorgebereich wie der Säule 3a sind liquide Mittel eine wichtige Anlageklasse, vor allem bei Produkten mit tiefen Aktienquoten. So sind wir auf die Idee gekommen, eine Produktlinie zu lancieren, die neben Aktien auch in Immobilien und alternative Anlagen investiert, nicht aber in Obligationen.

Nun sind die Zinsen aber bereits gestiegen und Obligationen werfen wieder höhere Renditen ab.

Das ist korrekt. Nach der Zinswende, die kurz und heftig ausgefallen ist, stellt sich für Personen, die vorsorgen wollen, die Situation anders dar. Jedoch wissen wir nicht, ob und wie lange die Zinsen noch steigen oder gar wieder sinken werden. Steigen die Zinsen weiter, würden Obligationen weitere Bewertungsverluste erleiden. Deshalb kann man angesichts der Inflationszahlen immer noch die Meinung vertreten, dass eine Lösung ohne Obligationen wie bei der «Selektiv»- oder der «Standard»-Strategie die bessere Lösung sei.

Das tönt auch nach einer Dynamisierung bei der Strategieauswahl für die Vorsorge. Ist es denn möglich, zwischen den verschiedenen Strategien zu wechseln?

Ja, das ist es. Und ein Strategiewechsel ist nicht einmal mit zusätzlichen Kosten verbunden. Allerdings ist die Vorsorge auf längere Sicht angelegt. Für eine 25-jährige Person ist es möglicherweise am besten, die einmal gewählte Strategie einfach laufen zu lassen. Kurzfristige Strategiewechsel machen sicher keinen Sinn. Aber eine Überprüfung der eigenen Erwartungen mit der aktuellen Strategie alle vier bis fünf Jahre scheint mir sinnvoll zu sein. Wichtig ist dabei einfach, dass Entscheide auch die persönliche Risikoneigung und Risikofähigkeit mit einbeziehen.

«Die Mehrrendite betrug je nach Produkt zwischen 0,6 und 1,6 Prozentpunkte.»

Franz Feller, Leiter Vorsorge und Finanzplanung bei der Hypothekarbank Lenzburg

Feller Franz

Gehen Sie aktuell davon aus, dass die Zinsen weiter steigen werden?

Die berühmte Glaskugel hat niemand. Auch wir nicht. Wir haben aber für jedes Zinsszenario die richtige Produktlinie im Bereich Säule 3a und Freizügigkeitsgelder. Wer glaubt, bei der Zinswende haben wir den Höhepunkt erreicht, und wer zugleich von den höheren Obligationenrenditen profitieren will, setzt auf die «Passiv»-Strategie, die auch in Obligationen investiert. Wer mit weiteren Zinserhöhungen rechnet, wählt «Standard» oder «Selektiv», die nicht in Obligationen investieren.

Wieso keine Obligationen?

Weil Obligationen im Tiefzinsumfeld kaum Erträge generieren aber trotzdem Gebühren verursachen. Zudem haben Investierende mit Obligationen in einem Umfeld mit steigenden Zinsen das Risiko von Wertverlusten im Portfolio. Das Zinsniveau ist eine entscheidende Komponente bei der Preisgestaltung von Wertschriften. Bei Obligationen besteht ein ziemlich direkter Zusammenhang: Steigen die Zinsen, fällt der Wert einer Obligation, bis ihre Rendite wieder auf einem marktkonformen Niveau steht. Wir haben schon bei unserer 2015 lancierten «Standard»-Strategie auf Obligationen verzichtet und damit ausschliesslich auf Aktien und Cash gesetzt, um so das Risiko von Wertverlusten bei steigenden Zinsen zu minimieren. Bei der «Selektiv»-Linie verzichten wir ebenfalls auf Obligationen, neben Aktien wird aber auch noch in Immobilien, alternative Anlage und liquide Mittel investiert.

Wie funktioniert die «Selektiv»-Strategie genau?

Es stehen Produkte mit einem Aktienanteil von 20, 35, 45, 55 und 75 Prozent zur Verfügung. Der passende Aktienanteil lässt sich über das Risikoprofil einer investierenden Person erschliessen. Für Personen, die wenig Risiken eingehen wollen oder können, eignet sich ein tiefer Aktienanteil, für risikofreudigere Personen kommen höhere Aktienquoten infrage. Was nicht in Aktien investiert wird, verteilt sich in der «Selektiv»-Strategie auf Cash, Immobilien und alternative Anlagen, wobei Cash, Immobilien und alternative Anlagen jeweils in absteigender Reihenfolge gewichtet werden. Wie bei allen Aare-Strategien kommen dabei ausschliesslich Exchange Traded Funds, kurz ETF, zum Einsatz.

«Ab Mitte 2023 werden die Vorsorgeprodukte im E-Banking der Hypothekarbank Lenzburg und der HypiBanking-App abrufbar sein.»

Hypibanking Willkommen Screen

Und was bringt diese neue Strategie für Investierende?

Unsere Back-Testings haben gezeigt, dass im Vergleich zum «Standard»-Anlagestil, der nur mit Aktien und Cash operiert, mit der «Selektiv»-Strategie in den vergangenen Jahren eine signifikante Mehrrendite hätte erzielt werden können. Je nach Produkt betrug die so gemessene Mehrrendite zwischen 0,6 und 1,6 Prozentpunkte, wobei wir im Back-Testing wie auch im aktuellen Produktangebot alternative Anlagen mit einem Gold-ETF umsetzen.

Die Hypothekarbank Lenzburg arbeitet mit zwei Vorsorgestiftungen zusammen, wieso zwei unterschiedliche Stiftungen?

Das ist auch historisch so gewachsen. Aktuell sind wir mit der Privor-Vorsorgestiftung und mit der Liberty-Vorsorgestiftung unterwegs. Beide Stiftungen bieten die Aare-Strategien zu identischen Konditionen an. Ab Mitte 2023 werden die Vorsorgeprodukte beider Stiftungen im E-Banking der Hypothekarbank Lenzburg und der HypiBanking-App abrufbar sein, inklusive einer Visualisierung der Wertentwicklung. Für digital affine Personen passt aber eher die Liberty-Vorsorgestiftung, wo man das Vorsorgekonto digital eröffnen und im Anschluss daran via Liberty Connect vieles online erledigen kann. Wer seine Vorsorge lieber im persönlichen Gespräch mit einem Ansprechpartner der Bank regelt und gerne noch die Vertragsunterlagen auf Papier hat, ist mit der Privor-Vorsorgestiftung gut bedient. Wer sein Vorsorgegeld zudem für Wohneigentum nutzen will, ist mit Privor insofern besser bedient, als bei Privor die Gelder für Wohneigentumsförderung kostengünstiger bezogen werden können.

Könnte es auch sinnvoll sind, die Vorsorgegelder auf beide Stiftungen zu verteilen?

Ja, dies würde betreffend Sicherheit der Vorsorgegelder auf 3a- und Freizügigkeitskonten Vorteile bringen: Pro Stiftung fallen nämlich bis zu 100'000 Franken unter das Konkursprivileg. Mit einer Aufteilung der Einlagen auf zwei Stiftungen sind es zusammen 200'000 Franken. Aus steuerlichen Überlegungen ist aber wiederum der Sitz der Stiftung relevant. Personen, die im Zeitpunkt des Kapitalbezugs ihren Wohnsitz im Ausland haben, müssen eine Quellensteuer bezahlen, die sich am Sitz der Vorsorgestiftung bemisst. Liberty hat mit dem Sitz in Schwyz diesbezüglich gegenüber Privor mit Sitz in Bern markante Vorteile.

Die Aare-Strategien

«Passiv»

Die «Passiv»-Strategie investiert in Obligationen, Aktien, Immobilien, alternative Anlagen und Liquidität. Die Anlagen erfolgen ausschliesslich über passiv gemanagte Exchange Traded Funds (ETF). Je nach Risikoneigung der Investierenden variiert der Aktienanteil zwischen 20 und 75 Prozent des investierten Gesamtvermögens. Für Säule 3a, Freizügigkeit und 1e-Pläne (mehr dazu hier).

«Standard»

Die «Standard»-Strategie investiert in Aktien und Liquidität. Die Aktienanlagen werden über ETF getätigt. Je nach Risikoneigung der Investierenden stehen Lösungen zur Auswahl, die 20 bis 75 Prozent des investierten Kapitals in Aktien anlegen. Der Rest verbleibt als Liquidität auf dem Vorsorge- oder Freizügigkeitskonto. Für Säule 3a und Freizügigkeit (mehr dazu hier).

«Selektiv»

Die «Selektiv»-Strategie investiert in Aktien, Liquidität, Immobilien und alternative Anlagen. Für die Geldanlage werden wie in den anderen Strategien ausschliesslich ETF verwendet. Die Produkte enthalten 20 bis 75 Prozent Aktien, der Rest wird in Immobilien, alternative Anlagen und Liquidität auf dem Vorsorge- oder Freizügigkeitskonto aufgeteilt. Für Säule 3a und Freizügigkeit (mehr dazu hier)

Aare-Strategien

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